Wie der niederländische Spritzbetrieb Smit Plastic BV schon seit vielen Jahren gegen den Strom schwimmt und warum er trotzdem erfolgreich ist.

 

In der Wirtschaft ist es wie im echten Leben: Zwischen den Leuchttürmen der Branchen dreht die große Mehrzahl der Betriebe still und leise ihre Räder. Unauffällig, ohne Blitzlichtgewitter, ohne nennenswerte Besonderheiten, so scheint es. Schaut man genauer hinter die Kulissen, entdeckt man sympathische Leute mit Herz und Verstand – und mit der klaren Absicht, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und vor allem auch Menschlichkeit unter einen Hut zu bekommen. Unaufgeregt, versteht sich, und dennoch mit starkem Engagement und Gestaltungswille im Interesse der künftigen Generationen. Die Smit Plastic BV im niederländischen Tiel ist so ein Betrieb, ein Paradebeispiel in vieler Hinsicht.

Schon der strategische Standort südlich von Utrecht, direkt zwischen Autobahnanschluss und Kanalhafen gelegen, gibt erste Aufschlüsse darüber, worauf es der Inhaberfamilie ankommt: Flexibilität, Unabhängigkeit, Pragmatismus. Der Unternehmenssitz selbst lässt auf den ersten Blick einen „klassischen Lohnspritzer“ vermuten, und tatsächlich wurden hier bereits mehrere Millionen Kunststoffteile gefertigt. Ein „riesengroßer Bauchladen“ von mehr als 1.700 Kunststoffprodukten unterschiedlichster Art. Technische Teile, Verpackungen, Artikel für den Konsumgüterbereich – darunter auch eigene Produkte und neue, die noch in der Entwicklung sind.

Wir stehen mit Mark de Krieger in der Produktionshalle, er ist hier der Technische Leiter und führt auch den Vertrieb. Sein Bruder Marcel de Krieger verantwortet den kaufmännischen Bereich. Beide haben das Familiengeschäft vom Vater übernommen. Aber natürlich steht Gerard de Krieger, wenngleich offiziell in Rente, seinen Jungs als Senior Consultant zur Seite. Ein Mann mit seiner Erfahrung kann immer noch wichtige Impulse geben. Und davon profitieren sie alle, schließlich kommen immer wieder neue Aufgaben, auch Herausforderungen, dazu. Entsprechend breit ist der Maschinenpark aufgestellt: 36 Spritzgießmaschinen füllen den Raum, mit Schließkräften von 250 bis 13.000 kN. Die großen Haitian-Maschinen fallen uns sofort auf – zwölf an der Zahl, automatisiert mit Robotik von Sepro.

Sie fahren aus Prinzip eine Zwei-Marken-Strategie, sagt De Krieger, schon allein, um nicht von einem Lieferanten abhängig zu sein. Die erste Haitian kam 2006 ins Haus. „Wir hatten uns eine Haitian HTF besorgt, direkt aus China, in Eigenregie“, schmunzelt De Krieger. „CE-Zertifizierung und Robotadaption wurden zuhause in Holland gemacht. Den Service konnten wir selbst übernehmen, weil die Maschine recht einfach gebaut war. Aber von dem mal ganz abgesehen, ist die Maschine 15 Jahre lang ohne große Probleme gelaufen. Wir haben in den ganzen Jahren gerade mal 1 Ventil und ca. 400 Euro an Arbeitszeit investiert. Und die Maschine produziert seit 2010 im 24/7 Modus. Einmal im Jahr neues Öl – und fertig.“

Im 2-Schicht-Betrieb verarbeiten sie sämtliche Materialien querbeet, ausgenommen PVC. Stattdessen setzen sie stark auf den Bereich Bioplastics und entwickeln Verpackungslösungen für Food & Beverage im Straßenverkauf (Takeaway- und To-go-Bereich).

 

 

Soziale Verantwortung auf breiter Basis

Aktuell beschäftigt die Smit Plastic BV ca. 90 Mitarbeiter, knapp die Hälfte davon mit Handicap und keine Vollzeitkräfte. Ein gestandener Inklusionsbetrieb. Die Stimmung ist familiär, alle geben ihr Bestes. Sie machen das schon seit 2007, sagt De Krieger, „aus freiem Antrieb, aus Überzeugung.“ Finanzielle Unterstützungen vom Staat erhalten sie dafür nicht. Gleichwohl bedeutet die Entscheidung pro Inklusion einen erheblichen Mehraufwand, denn diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen aufgrund ihrer Behinderungen zusätzliche Unterstützung und Hilfestellungen. In Tiel wird sie ihnen von Herzen gern gewährt, denn „jeder Mensch hat das Recht, seine Talente zu entfalten.“

Wir kommen auf die aktuelle wirtschaftliche Lage zu sprechen und auf die Besorgnis erregenden Preisentwicklungen für Gas und Öl, für Energie schlechthin. Zwar hat man sich wegen der Kostenvorteile und der effizienten Verbrauchswerte für Haitian entschieden, dennoch waren elektrische Maschinen bislang kein Thema. „Elektrische Performance haben wir bislang nicht gebraucht. Angesichts der Energiepreise sind wir aber im Gespräch mit Mark Waterreus.“ (Geschäftsführer der Haitian Vertretung Niederlande). Lohnspritzer stellen sich ja meist breit auf, sagt er. Gerate eine Branche in die Krise, könnten andere die Delle auffangen. „Aber in Zeiten der Energiekrise trifft es einfach jeden.“ Und dann sind wir beim Thema Umweltpolitik, eines der zentralen Themen bei Smit Plastic, „ein integraler Bestandteil der Unternehmenspolitik“. Nicht als bloße Theorie, sondern vielmehr als gelebte Praxis – ganz pragmatisch. Ohne chemische Reinigungsmittel. Mit Abfallreduktion, wo es nur geht. Und natürlich ist Energieeffizienz für sie weiterhin ein großes Thema, „deshalb sind energiesparende Technologien essentiell wichtig.“

Auf die Frage hin, wo er die Firma in fünf Jahren sieht, sagt De Krieger: „Vor einem Jahr hätte ich noch gesagt, dass wir sie verdoppeln wollen. Aber aufgrund der Krisenstimmung bin ich vorsichtig geworden.“ Einen Moment schaut er nachdenklich, fügt dann aber an: „Wir haben nebenan noch ein Gebäude gekauft, das wir füllen wollen.“

Weitere Informationen: www.smitplastic.nl

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